IT-Rundumschlag 2/21

Facebook in Australien

Die australische Regierung ist vor Facebook eingeknickt und schickt die geplante Link-Steuer ins Outback. Deswegen werden nun wieder australische Medien bei Facebook angezeigt. Vorher hatte Facebook eine Totalblockade gegen australische Nachrichtenseiten verhängt, um sich mit seiner Monopolmacht gegen die Einführung einer Link-Steuer zu stemmen. Australien gelobte, zukünftig zu prüfen, ob Plattformen „einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit der australischen Nachrichtenindustrie“ leisten.

So funktionieren also Nachhaltigkeit und Demokratie im Jahr 2021, man überlässt sie transnationalen Monopolen!

Kopier-Zombies

Im benachbarten Neuseeland hingegen mobilisiert mensch virale Soft Skills gegen die sogenannten „Sozialen Medien“. Die app-gesteuerte Instagram-Nachahmer-Generation wird zu weniger Zombietum und stattdessen zu mehr selbstbestimmtem Entdeckertum ermuntert. Der Comedian Tom Sainsbury vom „Social Observation Squad“ (S.O.S.) bringt in einem unterhaltsamen Video fantasiefreie Touris auf, um sie vom hundertmillionensten, immergleichen Schnappschuss nach einer Instagram-Vorlage abzuhalten: „Welches Geschäft verleitet Menschen dazu, das immer gleiche Motiv zu posten?“

Wie wahr! Und mit eingeschalteten Untertiteln ist das New Zealand English auch verstehbar!

Wertvolles Open Source

Open-Source-Entwickler stecken viel Arbeit rein, und eine Produktivität kommt heraus, die allein in der EU jährlich hundert Milliarden Euro wert ist. Wenn alle nur täten, was sie gerne tun, und dies allen anderen frei zur Verfügung stellen würden, wäre eine Gesellschaft ohne Geld verwirklicht. Im Kleinen ist die weltweite Open-Source-Community ein reales Beispiel dafür. Natürlich dürfte das nicht auf Software beschränkt sein. Davon allein kann man nicht leben. Darum arbeiten viele Open-Source-Entwickler zwangsläufig für Geld. Aber es gäbe ja auch viele Menschen, die gerne Obst und Gemüse anbauen, handwerkern, Häusle bauen, nähen, tüfteln, helfen, usw. usf. Würden alle alles allen frei anbieten, wären alle versorgt und glücklich.

Die Open-Source-Studie, von der EU-Kommission in Auftrag gegeben, zeigt Wege auf, damit trotzdem Geld zu machen. Typisch!

VLCPlayer

Der VideoLAN-Gründer Jean-Baptiste Kempf sagt über den Erfolg des kostenfreien Open-Source-Players VLC: „Für mich ist es wichtig, das Richtige zu tun – mehr als alles Geld.“ Der erfolgreichste Videoplayer der Welt konnte nur deswegen in Frankreich entstehen, weil dort die wichtigsten Grundlagen nicht von Patenten geschützt waren (Codecs u.a.). Das droht sich zu ändern. Kempf meint, dass Deutschland die EU dazu dränge, Softwarepatente in der gesamten EU einheitlich zu schützen. Damit wäre das Endes des VLC-Players und vieler anderer Open-Source-Projekte in der EU besiegelt.

Merke: Patentdebatte auf EU-Ebene begleiten – wo möglich auch aktiv -, und als Prüfstein bei Wahlen beachten!