Alexa, schütze bitte meine Privatsphäre!

Alexa, Amazons Abhördienst in der Echo-Box für daheim, kann noch nicht alles, aber vieles. Forscher haben über 90.000 ihrer Skills, also ihrer Fähigkeiten, untersucht und dabei entdeckt, dass nur 24,2 Prozent ihrer Skills überhaupt Datenschutzrichtlinien unterliegen.

Datenschutzkäse? Schön wärs!

Wer möchte einen Käse essen, der zu 24,2 Prozent aus Käse und zu 75,8 Prozent aus Löchern besteht? Wenn es um „Kinder“ geht, ist deren Privatsphäre sogar nur zu 13,6 Prozent von Datenschutzbestimmungen flankiert. Kinder werden zu 86,2 Prozent von Skills ausgehorcht und analysiert, die außerhalb des Datenschutzrechts operieren.

Die Kategorie „Gesundheit“ unterliegt immerhin schon in 42,2 Prozent der Fälle einer „Privacy Policy“. Einem Damm, der zu 57,8 Prozent Mauerwerk einspart, wird man ja wohl vertrauen dürfen! Datenkunden von Amazon werden sich über Gesundheitsprofile freuen. Versicherungen könnten so ihre Tarife optimieren. Aber selbstverständlich geschieht das nicht. Es geht ja nur um unzählige Milliarden. Da bleiben Menschen grundsätzlich ganz integer.

Innovationsrecht

Grundsätzlich ist das Datenschutzrecht wirtschaftsfreundlich, um „Innovationen“ zu ermöglichen in Bereichen wie Spracherkennung, KI-Entwicklung, Smart Home, Internet der Dinge, und Werbung. Mit Alltagsgesprächen lassen sich KIs der Verhaltensprognose bestens trainieren. Wirtschaftsfreundlich und innovationsfreundlich – das sind die geltenden, datenschutzrechtlichen Schutzwälle, die Alexa-Nutzer, ihre Kinder, deren Spielgefährten, sowie ihre Gäste schützen.

Gebrauch

Das alles ist zulässig per Design, im Regelgebrauch. Die gesamte Datenverarbeitung und Speicherung findet zentral auf Amazons US-Servern statt. Bereits 2019 hatte Amazon über 100 Millionen Alexa-fähige Geräte verkauft.

Die Skills von Alexa werden von vielen Vertragspartnern und anderen Entwicklern programmiert und in Alexa integriert, nachdem sie einen butterweichen Zertifikationsprozess durchlaufen haben. Letztes Jahr hatten Forscher 234 Skills eingeschmuggelt, die allesamt datenschutzrechtlich verboten waren. Alle Skills wurden vom Zertifikationsprozess durchgewunken und in Alexa integriert. Darunter waren 52 Skills, die es bereits gab. Alle waren auf Kinder ausgerichtet.

Neue Skills können jederzeit hinzukommen. Wie viele Nutzer können wohl 20 der über 90.000 Skills aufzählen und haben die Datenschutzbestimmungen gelesen, die aber auch nur für 22.000 von ihnen gelten?

Missbrauch

Missbrauch ist ein weiteres Thema, das überreichlich Stoff angesammelt hat. Geschichten über Alexa-Mitarbeiter oder die zahlreichen Vertragspartner, die Alexa-Nutzern beim Sex zuhören und mit deren Kindern Treffen vereinbaren, sind seit Jahren bekannt.

Hacker können die Geräte übernehmen und so mit lauschen, aber auch an gespeicherte Informationen wie E-Mail-Adressen, Anschriften, Passwörter und Suchverlauf gelangen. Sollten das auch noch versierte Stalker sein, werden Alexa-Nutzer*innen sicherlich gut schlafen können, in dem Unwissen, dass ihr Stalker, Mobber oder Nachbar sie belauscht.

Selbst die konservative WELT aus der Springer-Gruppe berichtet über die Abhörvorrichtung von Amazon:

Die Linke-Bundestagsfraktion … fragte die Bundesregierung, inwieweit Geheimdienste die Mikrophone der Echo-Lautsprecher nutzen könnten, um die Nutzer abzuhören. Die Regierung antwortete, man wolle sich dazu nicht äußern, andernfalls könnten „Fähigkeiten verloren gehen“ – ein hartes Dementi sieht anders aus.

Als würde jeder Deutsche freiwillig einen Peilsender tragen


Sicher ist sicher

Wie gut also, dass nicht jeder einen „Echo“ zuhause hat! Wären da nur nicht all die Handys, Smartphones, Smart TVs, Laptops, Tablets, Smartwatches und was noch alles eingebaute Mikrofone hat … . Sicher ist nur die abgeklebte Webcam. Schutz vor Überwachung verspricht nur ein langanhaltender Stromausfall. Wer in so einem Fall noch seine Akkus mit einem Solarpanel aufladen würde, serviert sich auf dem Silbertablett.

Ja, so schön ist die neue Welt! Huxley und Orwell träfe der Schlag.