Paläovirus rex?

Wenn es um tiefgekühlte Funde aus den sibirischen oder arktischen Permafrostböden geht, steht gerade in der Zeit einer globalen Pandemie und des Tauwetters durch die Klimaerwärmung auch die Entdeckung und das mögliche Wiedererwachen alter Viren zur Debatte. Russische Wissenschaftler untersuchen derzeit prähistorische Funde von Tierkadavern auf alte Viren. Bisher haben sie nur alte Bakterien gefunden.

In Kanada hatten US-amerikanische Forscher bereits 2014 zwei alte Viren in tiefgefrorenem Karibu-Dung gefunden. Die waren allerdings nur 700 Jahre alt. Damit war jedoch bewiesen, dass Viren tiefgekühlt lange Zeit überdauern können, ohne dass ihre empfindliche Fetthülle zerstört wird.

Einer der gefundenen Viren war ein RNA-Insektenvirus. Der andere Virus war ein DNA-Pflanzenvirus. Dessen Erbgut wurde kopiert und in eine Pflanze injiziert. Nach ein paar Tagen waren 90 Prozent der Pflanzenzellen vom Virus befallen.

Ob das auch ohne Laborhilfe hätte geschehen können, ist bisher unbekannt. Die Gefahr besteht aber. 2014 hatten die Wissenschaftler das folgendermaßen kommentiert:

„Sollte das der Fall sein, könnte ihre Freisetzung zur Vielfalt der bereits zirkulierenden Viren beitragen.“


Heute würde sie das wohl nicht mehr so arglos formulieren.

Covid-19 hat der Welt gezeigt, dass sie „Pandemie nicht kann“. Durch den menschengemachten Klimawandel werden in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten wohl alle Permafrostböden tauen. Deren Potential für alte Erreger, die zu neuen Seuchen führen, möchte man sich gar nicht ausmalen.

Wenn die Welt nur verstanden und gelernt hätte, dass es keine gute Idee ist, mit tödlichen Erregern koexistieren zu wollen (die Philosophie der Eindämmungsstrategie). Die Pandemie-Geschichte wird weitergehen, denn wer aus der Geschichte nicht lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.