Manni, das Mammut?

Forscher haben nun die ältesten DNA-Reste sequenziert. Die tiefgefrorenen Proben von drei Mammuts aus dem sibirischen Permafrostboden sind 0,87-1,65 Millionen Jahre alt. Genetisch unterscheidet sich das älteste so sehr von allen anderen Mammutfunden, dass es anscheinend zu einer bisher unbekannten Mammutart gehört.

Wollige Sache

An den Genen, die für Haarwachstum, Fettspeicherung und Wärmeempfinden zuständig sind, zeigt sich, dass diese drei uralten Mammute bereits an ein Leben in kalten Regionen angepasst waren. Das Haarkleid war wohl bis zu 90 Zentimeter lang.

Die neu entdeckte Mammutart hat sich womöglich durch Kreuzung mit dem späteren Wollhaarmammut zur nordamerikanischen Präriemammutart entwickelt.

Fantasie auf Abwegen

Mammute sind so toll wie Elefanten. Nur größer und älter. Und darum noch toller. Man stelle sich eine Mammutherde vor, die vor einer Million Jahren durch die sibirische Tundra zieht, gerne zum Musikstück „False Substance“ von William Ryan Fritch. Das ist wohl nur mit dem Erlebnis einer Walherde zu vergleichen (ohne störendes Wasser und Wellengang).

Aber das wird wohl leider auch wieder Klon-Fantasien wecken. Entsprechend schließt der am Anfang verlinkte Artikel denn auch mit einem Hinweis auf einen Harvard-Genetiker, der Mammut-Gene in moderne Elefanten einschleust, um sie kälteunempfindlicher zu machen. Warum? Sollen sie sich auch im Alaska Zoo von Anchorage wohl fühlen?

Über kurz oder lang wird so viel Mammut-DNA vorhanden sein, dass daraus ein vollständiges Genom konstruiert werden kann. Das muss dann nur noch einer Elefantenkuh untergejubelt werden, und schon (besser gesagt, nach ca. zwei Jahren Tragezeit) trottet ein kleines Kunst-Mammut hinter seiner Elefanten-Leihmutter hinterher. Als einziges – nicht seiner Art, sondern als Collage-Klon mehrerer früherer Artgenossen und Notersatz-DNA-Liefer(elef)anten.

Sensationslust und Profitgier

Wofür das alles? Um zu beweisen, dass man es kann? Um den Pleistocene Park für Disneyland übernahmereif zu machen? Ja, Geld ließe sich damit machen. Und nicht zu wenig.

Aber es wäre nicht wissenschaftlich, sondern nur technische Willkür, die zeigt, was sie kann. Es ergäbe keinen brauchbaren Erkenntnisgewinn über Leben und Verhalten von Mammuts, weil das Einzel-Kunsttier völlig anders aufwachsen würde als jedes Mammut damals. Es wäre nur eine selbstverliebte Machbarkeitsdemonstration.

Es wäre nicht ethisch, ein künstliches Einzeltier eine Herdenart einsam in die Welt zu setzen. Schon gar nicht, wenn die Menschheit gleichzeitig über 50 Prozent der rezenten Arten ausgerottet hat und auch die verbliebenen anderen 50 Prozent noch dezimiert.

Und es wäre nicht natürlich, denn die Natur belebt nicht Altes neu, schon gar nicht in Frankensteinscher Manier, sondern das, was da ist, entwickelt sich immer fort.