Die WELT braucht wieder die US-Führung

Screenshot aus Google News (nicht besser, aber ein einfacher Massenmedien-Überblick)


Verlag unter US-Mandat

Heute beschwört „Die WELT“ angesichts der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen wieder „die Führungsrolle der USA“ (also das, was uns fast alle Weltkrisen eingebrockt hat). Das kommt nicht von Ungefähr. Die Springer-Zeitung „Die WELT“ ist seit ihrer Gründung ein US-orientiertes Blatt. In der Satzung des Verlages steht:

„Wir zeigen unsere Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika.“

Satzung der Axel Springer SE §3, 1.c


Das hatte sich 2019 institutionell auch noch darin manifestiert, dass der US-Finanzinvestor KKR Mehrheitseigner an der Axel Springer SE wurde. KKR hatte zuvor u.a. den neoliberalen französischen Aufsteiger Emmanuel Macron in seiner Präsidentschaftskandidatur unterstützt und in der „Operation Timber Sycamore“ mit Hilfe des Ex-CIA-Chefs und US-Generals David Petraeus Waffen in Milliardenhöhe an Dschihadisten in Syrien geliefert, um den syrischen Präsidenten Assad zu stürzen. Die Proteste in Serbien in diesem Jahr dürften zum Teil auch der Übermacht des Springer Verlags in der serbischen Medienlandschaft zuzuschreiben sein. Somit ist das nicht mal nur ein deutsches Problem. Die Verlagsbeteiligungen erstrecken sich auch auf Frankreich, Polen, Tschechien, Schweiz, Ungarn, Türkei und Russland.

In diesem Jahr gab es bei Springer zwei weitere Entwicklungen:

  1. KKR drängte kleine Aktionäre aus dem Unternehmen, hier konzentrierte sich also das Kapital auf immer weniger Köpfe (Monopolisierung), und
  2. die Milliardärin Friede Springer, Witwe von Axel Springer, übertrug bzw. schenkte dem früheren Chefredakteur der WELT und Vorstandsvorsitzenden des Springer Verlags, Mathias Döpfner, einen großen Teil ihrer Unternehmensanteile. Damit hat sie einen Neuaufsteiger zum Milliardär gemacht.

Derzeit teilen sich also drei Milliardäre den Springer-Kuchen.

Vom Journalisten zum Milliardär

So geht das. Man muss sich als treu und ergeben beweisen, dann besteht auch für zuverlässige Manager eine kleine Hoffnung auf Aufnahme in den Kreis der Superreichen. Der deutsche Traum: Erst war Döpfner Journalist, dann Chefredakteur, dann als Vorstandsvorsitzender Manager, nun schließlich Milliardär.

Fefe hätte es wohl zusammengefasst als:
„Old and busted: Vom Tellerwäscher zum Millionär.“
„New hotness: Vom Journalisten zum Milliardär.“

Frei nach Fefes Blog


Mal sehen, kommt vielleicht noch?

Die PR-Strategie im Klassenkampf

All das wäre mit gutem, d.h. kritischem, Journalismus nicht zu schaffen gewesen. Es handelt sich vielmehr um PR. „PR“ steht für „Public Relations“, also Öffentlichkeitsarbeit, könnte aber inzwischen genauso gut die ersten beiden Buchstaben von „Propaganda“ meinen. PR ist jedenfalls viel wert, weil sie die offiziellen Narrative in den „Herzen und Köpfen der Bevölkerung“ verankern muss. „Win the hearts and minds of the people“ ist ein ehemals britisches, seit Vietnam auch US-amerikanisches, imperiales Herrschaftskonzept. Es wird gegen uns alle eingesetzt, gegen äußere und innere Feinde.

Das wird nur verständlich, wenn das nationale Narrativ verworfen wird zugunsten der Klassen-Deutung von Marx. Wir sind nicht Feinde, weil wir Waffen hätten und gegen unser oder ein anderes Land einsetzen wollten, sondern weil wir einer anderen Klasse angehören als die Superreichen und ihre herrschaftsverwaltende Politiker- und Managerriege. Wir müssen beherrscht werden, damit wir uns weiterhin geduldig und verständnisvoll ausbeuten lassen. Dafür sind PR-Kniffe ein billiges Mittel. Die Opfer tuns dann freiwillig und aus vollster Überzeugung, verteidigen sogar ihre Ausbeuter.

Der Helferkreis der Superreichen

Manager mögen zwar gut verdienen, aber sie sind – wie der Großteil der sogen. „Oberschicht“ – Angestellte der (Kapital-)Eigentümer. Der Aufstieg in den Olymp des sich selbst vermehrenden, leistungslosen Kapitals gelingt nur den Wenigsten. Der 2016 verstorbene Soziologe Hans Jürgen Krysmanski hatte darüber leicht verständliche Bücher geschrieben, z.B. 0,1 % – Das Imperium der Milliardäre.