Die Myonen-Anomalie

Vor ein paar Wochen meldete das Fermilab bei Chicago, dass es die Myonen-Anomalie, die 2001 erstmals im Brookhaven National Laboratory bei New York beobachtet wurde, reproduziert hat. Jetzt haben wir also entweder zwei Messfehler, zwei Zufallsabweichungen, zwei Hinweise auf noch unbekannte Elementarteilchen oder zwei Indizien für eine andere Physik jenseits des Standardmodells der Teilchenphysik.

Myonen wurden 1936 entdeckt. Sie sind schwere Elektronen, die nur für zwei Mikrosekunden bestehen. Physiker verwenden sie gerne, um Präzisionsmessungen vorzunehmen. Dazu wird ein Myon in ein Magnetfeld gesteckt. Nachdem es zerfallen ist, kann man aus der Verteilung seiner Zerfallsprodukte schließen, wie groß sein magnetisches Moment (seine Umdrehungsgeschwindigkeit in einem Magnetfeld) war. Normalerweise ist das der g-2-Wert.

Wenn der Wert nicht g-2 ist, könnten andere Quanten über Vakuumschwankungen das Myon beeinflusst haben. Die zwei bisher gemessenen Myonen-Abweichungen sind schon recht unwahrscheinlich, aber trotzdem noch in der Fehlertoleranz. Darum lässt sich noch nicht behaupten, dass da wirklich „noch was anderes sein müsse“, also beispielsweise noch unbekannte Elementarteilchen oder eine zusätzliche Raumdimension.

Die derzeit beliebeste Erklärung ist ein supersymmetrischer Partner der bekannten Teilchen. Supersymmetrien sind aber wahrscheinlich nichts Reales, sondern nur Eigenschaften einer großen Anzahl von Modellen, die je unterschiedliche Vorhersagen treffen.

Nach dem Debakel, das die Stringtheoretiker mit ihren mathematisch eleganten, aber real haltlosen Fantasien hingelegt hatten, glaube ich den theoretischen Physikern nichts mehr, schon gar keine Supersymmetrien, die im Grunde nur Metadaten ihrer eigenen Widersprüche sind. Ich tippe auf ein weiteres Elementarteilchen, das bitte schön auch einen lustigen Namen bekommen sollte, z.B. ugly (*) oder fraggle!

(*) Dank an Frau Hossenfelder, die Autorin des hier zugrunde liegenden Nachrichtenartikels, für diese Inspiration durch ihr Buch „Das hässliche Universum“, das so ganz anders lautet als die obsolete Bibel der Stringtheoretiker, „Das elegante Universum“ von Brian Greene…