Deutscher Informationskrieg gegen Kuba

Seit Sonntag, den 28. November 2021, werden alle nicht-spanischsprachigen Webseiten der kubanischen Prensa Latina in Deutschland nicht mehr angezeigt, z.B. die englischsprachige Website www.plenglish.com. Das dürfte eine Ausweitung der Informationsunterbindung aus Kuba sein, die den Zugriff darauf in Deutschland blockiert.

Die offiziellen Medien in Kuba sind global gesehen die alternativen Medien. Ihre Stimme in der Welt wird dadurch mundtot gemacht. Wie bei der Granma im Juli diesen Jahres wird nun also auch von bzw. in Deutschland der Zugriff auf die Prensa Latina blockiert.

Vermutlich wird die Prensa Latina nun schnellstmöglich auf Server in Drittländern zurückgreifen, um das zu umgehen. Die Granma war diesen Umweg im August 2021 gegangen. Nur deswegen können wir auch heute noch die deutschsprachige Website der Granma problemlos in jedem Browser aufrufen und uns über Nachrichten aus einer anderen Welt informieren.

An deutschen Internetknoten wird das Adresssystem des Internets (Domain Name System, DNS) benutzt, um inländische Besuche dieser Seiten zu verhindern. Zentral geschieht das in Frankfurt am Internetknoten DE-CIX. Das ist so, als ob ein Brief von Kuba nach Deutschland geschickt wird, aber dann wird er am Flughafen Frankfurt/Main abgelehnt und geschreddert. Es erfolgt keine Briefzustellung.

Mit dem Tor-Browser und über Proxy-Server, die ausländische, davon nicht betroffene Server nutzen, um Webseiten abzurufen, können solche blockierten Webseiten nach wie vor in ihrer aktuellen Version betrachtet werden.

Historischer Hintergrund

Deutschland beteiligt sich bis heute an der bald 60 Jahre währenden, hybriden Aggression der USA gegen Kuba. Den kapitalistischen Diktator und Massenmörder Batista ehrte die BRD 1957 mit dem höchsten Orden der Republik, der Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Dabei hatte Batista von 1952 bis 1958 bis zu 20.000 Menschen umbringen, und noch mehr foltern lassen. Sogar die westdeutsche Presse berichtete davon, wie Folteropfer bei vollem Bewusstsein kastriert, oder ihre Füße in Säure getaucht wurden, oder wie politische Gefangene mitansehen mussten, wie Polizisten ihre Frauen vergewaltigten. Die Ermordeten lagen zur Abschreckung oft tagelang in den Straßen. Gegen ihn richtete sich die Revolution unter der Führung von Fidel Castro und Che Guevara.

Nach der Revolution nahm der BND unter dem weißgewaschenen Faschisten Reinhard Gehlen (Mitplaner des „Unternehmen Barbarossa“) die „Aufklärung über weltkommunistische Aktivitäten“ auf. Bereits 1960 stufte er Kuba als Bedrohung ein, gegen die die USA mit einem Präventivschlag vorgehen sollten. Nach der „Kuba-Krise“ 1962 bedauerte er gegenüber seinem Vertrauensfaschisten im Bundeskanzleramt, Hans Globke (Mitverfasser der Nürnberger Rassengesetze), die Unentschlossenheit der US-Führung. Natürlich war auch Konrad Adenauer auf Linie und forderte einen Militärschlag gegen Kuba.

Nach dem Ende der DDR kündigte das wiedervereinte Deutschland sämtliche Verträge, die DDR und Kuba miteinander geschlossen hatten. Einzig die Forderung von Schulden Kubas gegenüber der DDR wurde aufrecht erhalten.

Noch 2004 boykottierte Deutschland unter der Schröder-Regierung die Internationale Buchmesse in Havanna, obwohl Deutschland dort das Ehrengastland gewesen wäre.


Update, 29.11.2021: Bereits eingeübt, geht es offenbar schneller. Die englischen und portugiesischen Sprachversionen sind wieder erreichbar, aber die russischen, französischen und italienischen Ausgaben sind noch nicht umgestellt. Bei der Granma internacional hatte das im Juli und August zwei Wochen gedauert.